Eine Kirchenorgel mit bewegter Geschichte im barocken Blieskastel.
Nachdem die Schlosskirche 1809 zur neuen Blieskasteler Pfarrkirche wurde, übertrug man 1811 die Orgel der alten Sebastianskirche, 1771 von Michel Verschneider (Puttelange/Lothringen) erbaut, dorthin.
1824 verwendeten Franz Heinrich und Carl Stumm (Rhaunen/Hunsrück) Teile davon für ein neues Instrument. Um 1900 unbrauchbar geworden, wurde dieses 1905 unter Verwendung des alten Gehäuses durch ein Werk der Firma G. F. Steinmeyer & Co. (Oettingen) ersetzt, wobei das Rückpositiv zum Notenschrank umfunktioniert wurde. 1972 wurde diese Orgel wiederum unter Verwendung von vorhandenen Gehäuseteilen durch ein Instrument der Firma Mayer (Heusweiler) abgelöst, wobei das Rückpositiv wieder zum Klingen gebracht wurde.
Die konstruktionsbedingten Mängel in wichtigen Bereichen vom Spieltisch über die Spieltraktur bis hin zu den Windladen erwiesen sich auf Dauer als sehr problematisch, ebenso die sehr beengte Platzsituation innerhalb der Orgel.
Hinzu kam, dass beim Bau des Instrumentes Materialien Verwendung fanden, die nicht auf Langlebigkeit getestet waren und sich buchstäblich aufzulösen begannen.
Neben diesen gravierenden substantiellen Schwächen war die Orgel auch in klanglicher Hinsicht ein Kind ihrer Zeit und von der sogenannten „Orgelbewegung“ geprägt mit einem vermeintlich barocken, eher schrillen Klangbild und zu wenig Fundament.
Die in den Jahren 1999/2000 bis 2013 durchgeführten Renovierungsarbeiten an der Schlosskirche zogen das Instrument zusätzlich in Mitleidenschaft. Es kam immer wieder zu Schwierigkeiten, und die Störanfälligkeit hatte stark zugenommen.
Nach jahrelanger, teils heftig geführter Diskussion, ob die Orgel durch eine Renovierung gerettet werden könne oder ob doch ein Neubau zu empfehlen sei, entschieden sich die Verantwortlichen, die international renommierte Orgelbaufirma Klais aus Bonn mit den Arbeiten zu betrauen, was sich letztlich in folgenden Maßnahmen niederschlug:
- Erneuerung des Spieltisches
- Erneuerung der gesamten mechanischen Spieltraktur und der elektrischen Registertraktur
- Weitgehender Umbau bzw. Neuanfertigung der Windladen
- Neuordnung der Windladen innerhalb des vorhandenen Orgelgehäuses, um den Zugang und die Trakturführung zu verbessern und gleichzeitig die Platzverhältnisse innerhalb der Orgel zu optimieren
- Behutsame Modifikation der Disposition, um auch eine klangliche Optimierung der Orgel zu erzielen
- Änderung der Prospektgestaltung mit neuen Prospektpfeifen, deren Labienverläufe zu dem historischen Orgelgehäuse passen
Letztendlich entsprachen diese Maßnahmen in ihrer Gesamtheit einem weitgehenden technischen Neubau unter Verwendung des vorhandenen Orgelgehäuses und der Pfeifen.
Die Orgel verfügt nun über 33 Register (davon 28 klingende Stimmen, vier Extensionen und eine Transmission), verteilt auf drei Manuale und Pedal. Die Windladen sind Schleifladen mit mechanischer Spieltraktur und elektrischer Registertraktur, wobei letztendlich sämtliche Komponenten der Windladen und Trakturen erneuert wurden.
Von den insgesamt 1.820 Pfeifen sind etwa zwei Drittel (1.122 Pfeifen) aus der vorhandenen Orgel übernommen worden, 698 Pfeifen – einschließlich der Prospektpfeifen – wurden erneuert.
Mit der neuen musikalischen Ausrichtung der Orgel fand eine Annäherung an Traditionen des süddeutschen Raumes statt. Die Anknüpfungspunkte hierbei sind in erster Linie darin begründet, dass jede einzelne Stimme ihren Charakter großzügig ausleben kann. Wichtig ist hierbei ein freier Windfluss, so dass die zu Verfügung gestellte Windmenge ohne Reduzierung von der Pfeife vollumfänglich umgesetzt werden kann. Durch diesen Umstand entstehen bei der Kombination von mehreren Registern immer wieder neue Klänge, welche einen hohen Verschmelzungsgrad haben. Die hervorragende Akustik der Schlosskirche unterstützt dies zusätzlich.
Die dafür erforderliche finanzielle Summe von 340.000 Euro wurde neben dem Engagement des ehemaligen Orgelförderkreises „Mixtur“, dem Chor der Schlosskirche, dem Collegium Vocale Blieskastel, dem „Freundeskreis Saarpfälzische Musiktage“ und zahlreichen Einzel-Spender*innen vor allem von der „Dr. Hans Feith und Dr. Elisabeth Feith-Stiftung“ aufgebracht, ohne die dieses aufwändige Unterfangen nicht hätte durchgeführt werden können.
Am 28. Oktober 2018 schließlich konnte die neue Orgel in einem feierlichen Gottesdienst eingeweiht werden und erfreut seitdem mit ihrem Klang zahlreiche Besucher*innen in Liturgie und Konzert.
Bei dieser CD-Einspielung handelt es sich um die erste Dokumentation des Instrumentes auf Tonträger.